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Trauer und der schmerzliche Umgang mit ihr

In unserer Gesellschaft sind die Themen Tod und Sterben weitgehend aus unserem Leben verbannt. Wir tun alles, um uns nicht damit befassen zu müssen, da sie uns Angst machen. Dennoch wird jeder von uns im Laufe seines Lebens irgendwann einmal mit dem Tod eines nahen Angehörigen oder Freundes konfrontiert. Der Tod ist demokratisch und wir können ihn nicht umgehen.

Gefühle, die wir bisher nie oder nie in dieser Stärke erlebt haben, bestimmen plötzlich unseren Alltag. Wir glauben, sie nicht ertragen zu können, abnormal zu sein oder eines Tages "noch verrückt zu werden". Damit Sie sich Ihren Gefühlen und Körperreaktionen nicht hilflos ausgeliefert fühlen, möchte ich Ihnen den Trauerprozess jetzt aus psychologischer Sicht genauer beschreiben.

Wir müssen vier Phasen der Trauerarbeit durchlaufen, bis wir uns wieder in einem seelischen und körperlichen Gleichgewicht befinden. Die einzelnen Phasen, die wir durchlaufen, können sich überlappen, zusammenfallen oder sich miteinander vermischen.

Die vier Stadien zur Überwindung von Trennungsschmerz

1. Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens und der Verleugnung
In der ersten Phase wollen wir nicht wahrhaben, dass der uns so am Herzen liegende Mensch gestorben ist und uns für immer verlassen hat. Wir stehen wie unter einem Schock oder bewegen uns wie in Trance.

2. Phase der aufbrechenden Gefühle
Wir haben die Hoffnung aufgegeben und verspüren den vollen Schmerz und die Verzweiflung. Wir leiden unter Gefühlsschwankungen, fangen aus heiterem Himmel an zu weinen. Unser Körper ist völlig aus dem Gleichgewicht.

Wir können nicht mehr schlafen oder gehen kaum noch aus dem Haus. Wir können nicht ruhig sitzen oder uns kaum noch von der Stelle bewegen. Wir schlingen wahllos Essen in uns hinein oder bekommen keinen Bissen hinunter. Wir haben an nichts mehr Freude. Wir glauben, nie mehr wieder glücklich sein zu können. Wir hadern mit dem Schicksal, "womit wir das verdient haben".

Wir beneiden andere Menschen, die ihren Partner behalten dürfen, reagieren gereizt, wenn uns jemand sein Beileid ausspricht oder uns helfen will. Unsere Gedanken kreisen ununterbrochen darum, was wir nie mehr gemeinsam mit dem verstorbenen Menschen erleben können. Das Leben draußen gestaltet sich wie ein Film, an dem wir nicht mehr teilhaben können. Diese Phase ist die schmerzlichste und schwierigste Phase in der Trauerbewältigung.

3. Phase der langsamen Neuorientierung
So langsam beginnen wir wieder, uns nach außen zu orientieren. Wir können uns zeitweise wieder konzentrieren, auch mal an etwas erfreuen. Weinen und Hadern lassen langsam nach und sind nicht mehr so intensiv. Jedoch unterliegen wir noch starken Stimmungsschwankungen. Unser Körper gelangt nur allmählich wieder zu seinem normalen Rhythmus zurück.

4. Phase des neuen Gleichgewichts
Wir sind zu einem neuen körperlichen und seelischen Gleichgewicht zurück gekehrt. Es erfüllt uns bisweilen immer noch mit Wehmut, an die Vergangenheit zu denken, doch wir sehen vertrauensvoll in die Zukunft. Wir werden den verstorbenen Menschen nie ersetzen und vergessen können, aber gerichtet ist unserer Blick auf das, was wir jetzt im Leben noch haben können.

Wir haben uns eine neue Lebensaufgabe gesucht und uns neue Fähigkeiten zugelegt, die Alltagsaufgaben zu bewältigen.

Die Zeit heilt keine Wunden

Wir durchlaufen die einzelnen Phasen nicht automatisch. In jeder Phase haben wir Menschen, die dort verharren. So sind Ihnen sicher auch schon Menschen begegnet, die nur in der Vergangenheit gelebt haben: "Wie schön wäre es, wenn es noch so wäre wie früher". Andere wiederum verbringen den Rest ihres Lebens damit, mit ihrem Los zu hadern: "Warum musste das mir passieren!"

Einige Menschen drücken ihre Trauer nicht aus, sondern unterdrücken sie mit Beruhigungstabletten oder Alkohol, andere reagieren mit psychosomatischen Beschwerden.

Wie geht man in unserer Gesellschaft mit dem Trauern um?

Kommt der Tod in unsere Familie, gibt es gesellschaftliche Regeln, die uns die Trauer erschweren: Wenn ein naher Angehöriger stirbt, wird erwartet, dass wir stark sind und unsere Gefühle nicht oder nicht über einen bestimmten Zeitraum hinaus zeigen.

Sind wir nach dieser Zeit noch von Leid erfüllt, dann hören wir den Kommentar: "Das Leben geht weiter. Du solltest nun schon darüber hinweg sein". "Lass dich nicht so hängen". Andererseits bekommen Menschen, die relativ schnell wieder unbeschwert sein können, zu hören: "Sie kann ihren Partner nicht geliebt haben, wenn sie ihn so schnell vergisst".

Ganz anders gehen außereuropäische Völker mit dem Tod um. All das, was wir an unserem eigenen Körper während der Trauerphase erleben, aber in unserer Gesellschaft kaum ausdrücken dürfen, ist dort gestattet oder wird sogar erwartet: zu klagen und zu weinen, nicht zu arbeiten, nicht zu schlafen, nicht zu essen, sich von anderen Menschen zurückzuziehen, sein Äußeres zu vernachlässigen. Rituale helfen den Betroffenen, ihre Trauer auf sozial anerkannte Weise zum Ausdruck zu bringen, so dass sich keine schwere Depression oder andere krankhafte Prozesse entwickeln können.

Was können Sie nun tun, um Ihre Trauer bewältigen zu können?

Der Weg durch die Trauer bis zu einem neuen Gleichgewicht dauert bei den meisten Menschen zwischen drei und fünf Jahren. Deshalb sollten Sie zunächst lernen, Ihre Gefühle zu akzeptieren - auch "verrücktes Verhalten" wie etwa die ganze Nacht das Radio laufen zu lassen, um die Einsamkeit nicht zu verspüren.

Ihren Schmerz sollten Sie nicht mit Tabletten, Alkohol oder Süßigkeiten betäuben - oder zumindest nicht länger als vier Wochen. Ein Tagebuch, dem Sie Tag und Nacht all Ihre Verzweiflung anvertrauen können, kann gute Dienste für Sie leisten. Heute gibt es in verschiedenen Städten auch Trauerbewältigungsgruppen, in denen Sie sich mit Menschen, die sich in der gleichen Lebenssituation befinden, treffen können.

Große grundsätzliche Entscheidungen wie Umzug, Hausverkauf oder Stellenkündigung sollten Sie anfangs ebenfalls vermeiden. Ein Tagesplan, in dem Sie sich ganz kleine Schritte vornehmen, wird Ihnen dabei helfen, zumindest das Nötigste zu regeln. Wichtig ist es auch, die Wochenenden zu planen. Sollten Sie nachts den Wunsch nach einer menschlichen Stimme haben, können Sie die Telefonseelsorge vollkommen anonym anrufen (Telefonnummer steht in jedem Telefonbuch).

Ihr Körper braucht - obwohl Sie gerade jetzt wahrscheinlich am wenigsten Interesse an einer gesunden Ernährung haben - Ihre Aufmerksamkeit. Gut bekommen ihm Vollwertprodukte, Salat, Obst und rohes Gemüse. Auch eine Nahrungsergänzung durch die Vitamine B, C und E sowie den Mineralstoff Magnesium ist empfehlenswert. Um Ihre körperliche Anspannung abzubauen, ist ein kleiner Spaziergang oder eine Entspannungsübung zu empfehlen.

Die Trauerbewältigung ist wie eine Bergbesteigung. Sie müssen unten im Tal beginnen und sich langsam nach oben emporarbeiten, bis Sie wieder eine neue Lebensperspektive für sich erkennen können. Sicher ist, dass Sie Ihren verstorbenen Partner, Angehörigen oder Freund nie vergessen können und werden. Die Erinnerung wird Sie im Laufe der Zeit jedoch nicht mehr so stark schmerzen.

Weitere Strategien, wie Sie Ihre Trauer überwinden können, finden Sie in dem Ratgeber "Einen geliebten Menschen verlieren" von Dr. Doris Wolf.

Dr. Doris Wolf sagt zu ihrem Buch

Während nach dem Tod eines lieben Menschen draußen das Leben einfach normal weiterläuft, erscheint im eigenen Leben alles sinn- und hoffnungslos.

Man glaubt, nie mehr im Leben Lebensfreude und Gefühle von Geborgenheit und Sicherheit verspüren zu können. Von Angehörigen und Freunden fühlt man sich unverstanden und allein gelassen.

In dieser schweren Zeit möchte ich Ihnen beistehen, so als ob Sie zur Beratung in meine psychotherapeutische Praxis kommen würden. In meinem Buch erkläre ich Ihnen, welche Phasen des Abschiednehmens Sie in der Trauerkrise durchlaufen müssen und weshalb Verzweiflung, Hass, Alpträume, Herz- und Magenprobleme, Schlaf- und Essstörungen in dieser Zeit völlig normal sind

Ich möchte Sie begleiten, wenn Sie von all den schönen Erlebnissen und den gemeinsam geschmiedeten Plänen, die Sie mit dem verstorbenen Menschen verbinden, Abschied nehmen müssen, wenn Sie mit Gott und dem Schicksal hadern, wenn Ihr Leben seinen Sinn verloren hat und Sie in Schmerz, Angst, Einsamkeit und Wut aufgehen. In vielen kleinen Schritten möchte ich Ihnen helfen, den Verlust als Teil des Lebens anzunehmen und Ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben.

Quelle: http://www.palverlag.de und http://postmortal.de

Das Buch von Dr. Doris Wolf erhalten Sie auf Bestellung bei uns in den Niederlassungen.

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